Abgeschlagen auf dem letzten Platz - Janine Jackowski und Uli Aselmann schlagen im Exklusiv-Interview mit Blickpunkt:Film Alarm

25.10.2018 • von Jochen Müller / Blickpunkt:Film

Das Geschäftsmodell Kinofilm lohnt sich für unabhängige Produzenten nicht. Produzentenvergütungen sind gedeckelt und Deckungsbeiträge werden kaum erzielt. Im europäischen Vergleich bilden deutsche Produzenten das Schlusslicht. Janine Jackowski und Uli Aselmann schlagen im Exklusiv-Interview Alarm.

Blickpunkt:Film: Ist der Kinofilm für Produzenten kein Geschäftsmodell mehr?

Janine Jackowski: In den letzten Jahren war er das nicht wirklich, vor allen Dingen nicht für unabhängige Produzenten, falls überhaupt dann für Unternehmen, die vertikal organisiert sind. Für unabhängige Produzenten ist es aufgrund der geltenden Regularien sehr schwer bis unmöglich, an den Produktionen angemessen zu verdienen und im Recoupement entsprechend beteiligt zu werden. Auf jeden Fall ist es mit den bestehenden Regularien nicht möglich, sich in dem Maße zu kapitalisieren, wie es notwendig ist, um ein gesundes Unternehmen zu führen, um in die Entwicklung investieren zu können, um nicht jedes entwickelte Projekt produzieren zu müssen.

Uli Aselmann: Faktisch hat heute der Produzent nicht die Möglichkeit, nur durch das Herstellen seines Produktes, also seines Kinofilmes, Mittel zu generieren, um sich auch in der Entwicklung neuer Stoffe hervorzutun. Unser wichtigstes Thema ist deshalb, welchen Deckungsbeitrag wir aus dem, was wir herstellen, erzielen können, und ab wann wir Erlöse bekommen. Denn der Produzent eines deutschen Kinofilms bekommt erstmal gar nichts aus dem Verkauf einer Kinokarte, auch wenn der Verleih für ihn den sogenannten Produzentenanteil einbehält. Das ist ein System, das so nicht weitergeführt werden kann, wenn wir den Kinofilm gegenüber den anderen Bewegtbildangeboten, die man in Deutschland rezipieren kann, noch in irgendeiner Form hoch halten wollen.

BF: Das eine sind die Deckungsbeiträge aus der Verwertung, das andere ist die Produktion selbst. Verdient denn der Produzent nicht schon an der Produktion?

JJ: Was man als Produzent eines Kinofilms an Handlungsunkosten (HU) und Producers Fee kalkulieren darf, ist einerseits gedeckelt, andererseits muss der Produzent einen Eigenanteil von fünf Prozent der deutschen Produktionskosten erbringen. Laut FFG kann man diese Eigenmittel zwar auch durch Lizenzen darstellen, allerdings rechnet es sich nicht, weil danach für den Produzenten der erste Rang im Recoupment wegfällt. Bei Toni Erdmann" hätte das bedeutet, dass wir zwar in der Produktion mehr verdient hätten, wir wären dafür aber im Recoupment bestraft worden. Das Budget wäre um 250.000 Euro niedriger gewesen, d.h., ich hätte weniger HU und Producers Fee kalkulieren können, es wären DFFF-Gelder für die Finanzierung verloren gegangen, und ich hätte mehr Prozente an Rechten und Erlösen an unsere Finanzierungspartner abgeben müssen. Diese Möglichkeit ist für einen Produzenten daher nicht sehr attraktiv. Es ist ein einfaches Rechenexempel: Für ein Fünf-Mio.-Euro-Budget darf man zwar HU und Producers Fee in Höhe von zehn Prozent kalkulieren, muss aber einen Eigenanteil i.H.v fünf Prozent einbringen. Von fünf Prozent von fünf Mio. Euro kann man als Firma nicht lange überleben. "Toni Erdmann" hatte z.B. ein Budget von 5.1 Mio. Euro und einen deutschen Finanzierungsanteil von 4,4 Mio. Euro. Somit durften wir 270.000 Euro an HU und 110.000 Euro Producers Fee kalkulieren und mussten gleichzeitig 222.000 Euro als Eigenanteil investieren. D.h., dass bei Komplizen Film 158.000 Euro für sechs Jahre Arbeit von drei Produzenten verblieben sind, für das gesamte laufende Büro inklusive Festivalreisen etc. Mal abgesehen davon, dass wir over budget gegangen sind und im Recoupment nicht akzeptiert wurde, diese Überschreitung erstrangig zu recoupen, sollten diese Zahlen doch anschaulich machen, dass wir hier nicht von Angemessenheit sprechen können.

BF: Aber ist es nicht so, dass viele Produzenten trotzdem ganz gut davon leben können, was in der Produktion zu verdienen ist?

JJ: Nennen sie mir einen! Nein, das ist nicht der Fall. Es gibt so gut wie keine reinen Kinofilmproduzenten in Deutschland. Alle Produzenten müssen irgendwann Fernsehen machen, weil mit dem, was an HU und Producers Fee beim Kinofilm kalkuliert werden darf, keine mittelständische Firma existieren kann.

UA: Selbst große Unternehmen, die aus der erfolgreichen Kinofilmproduktion hervorgegangen sind, produzieren mehr und mehr fürs Fernsehen und mittlerweile auch für die Streamingdienste, weil die Deckungsbeiträge, die sie aus Kinofilmen erzielen können, für ihr Unternehmen unerheblich sind. Man kann heute 13,5 Prozent HU und Gewinn für eine Fernsehproduktion kalkulieren, zusätzlich hat die Produzentenallianz verhandelt, dass bei den öffentlich rechtlichen Sendern ein Herstellungsleiter/Producer angesetzt werden darf, so dass man dabei auf Deckungsbeiträge von etwa 15 Prozent kommen kann. Es kommt also nicht von Ungefähr: Die großen wie die kleinen Unternehmen leben heute in erster Linie von der Fernsehauftragsproduktion oder zunehmend vermehrt von der Produktion für Streamingdienste.

JJ: Wir müssten mittlerweile drei "Toni Erdmann" pro Jahr produzieren, um von den Deckungsbeiträgen leben zu können.

BF: Männerhort" mit 1,5 Mio. oder "Toni Erdmann" mit 900.000 Zuschauern würde man große Erfolge im Kino nennen. Was kommt denn beim Produzenten überhaupt an?

UA: Das ist eine gute Frage. Ich würde gerne zunächst meine Produktion Jugend ohne Gott" als Beispiel anführen, die ein Gesamtbudget von 5,5 Mio. Euro hatte. Als Unternehmen haben wir für fünf Jahre Arbeit, die wir in den Film investiert haben, einen Deckungsbeitrag von 130.000 Euro erzielt. Ca. 475.000 Euro für Handlungskosten und Producers Fee konnten wir kalkulieren, minus fünf Prozent Eigenmittel (275.000 Euro) zuzüglich Überschreitungen und schon landet man bei diesem Deckungsbeitrag! Unser Problem ist, dass wir dann lange warten müssen, bis wir an Erlöse aus der Vermarktung des Kinofilms kommen. Mit etwas über 300.000 Besuchern und einem guten Verkauf auf DVD und Pay TV und Streamingplattformen kommt beim Produzenten nichts an, weil auch die Investitionen des Filmverleihs natürlich nicht gering waren, aber die werden als erstes aus dem "Produzentenanteil" zurückgeführt. Bis der Produzent etwas bekommt, muss der Film weit mehr als 1,5 Mio. Zuschauer erreicht haben. Ich will nicht sagen, dass wir bei "Männerhort" leer ausgegangen sind, aber durch die Überschreitungskosten in der Herstellung, die wir nirgendwo im ersten Rang zurück führen dürfen und geleistete Teilrückzahlungen von Förderungen, ist für uns sogar eine Produktion mit 1,5 Mio. Zuschauern eigentlich ein Nullsummenspiel geworden.

BF: Welche Lösungen schlagen Sie vor?

JJ: Nach einer Erhebung des VDFP ist im europäischen Vergleich Deutschland, was Deckungsbeiträge anbelangt, absolutes Schlusslicht. Wir müssen hier ganz dringend etwas tun, um uns mindestens wieder ins europäische Mittelfeld zu spielen. Es kann nicht sein, dass ein französischer Kollege, den ich gebeten hatte, anhand der "Toni Erdmann"-Zahlen auszurechnen, was er an der Produktion und im Recoupement verdient hätte, auf doppelt so hohe Zahlen kommt. Das zeigt auch, weshalb mein französischer Kollege einen viel höheren Anreiz hat, einen Zuschauererfolg zu produzieren. Die Signale sind fatal, die durch diese niedrigen Deckungsbeiträge und die Tatsache, dass es so schwer ist, im Recoupment in die schwarzen Zahlen zu kommen, in die Branche gegeben werden. Wir können nur überleben, wenn wir möglichst viel und schnell produzieren und möglichst hohe Budgets aufstellen. Wir haben daher weder Zeit noch Mittel, um die Projekte gut zu entwickeln. Zuschauererfolge kommen selten und wenn dann nur im geringen Maße bei den Produzenten und Kreativen an. Das Zeichen, was dadurch gesetzt wird, ist ein fatales - ein erfolgreicher, gut entwickelter Film rechnet sich nicht für die Macher - und im Umkehrschluss muss man sich fragen: warum sollten die Macher dann den Zuschauerfolg im Blick haben? Also: Deckungsbeiträge hochsetzen, Kappungen auflösen und - ganz wichtig! - die Entwicklungsförderung stärken. Es muss akzeptiert werden, dass ein Produzent in der Entwicklungsphase Geld verdienen darf. Bis jetzt darf man das nirgendwo kalkulieren. Der Produzent ist der einzige der nichts verdienen darf.

BF: Ist eine bessere Entwicklung der Projekte nicht auch ein Anliegen der Förderer?

JJ: Wir wollen einen höheren Etat für die Entwicklungsförderung erreichen. Die FFA hat eine Fortentwicklungsförderung eingeführt, was wir für einen richtigen Schritt halten. Man kann jetzt Entwicklungskosten bis zu 100.000 Euro beantragen. Da nähern wir uns langsam einer realistischen Kennzahl, denn die Entwicklungskosten eines gut aufgestellten Projekts laufen ganz schnell in einen sechsstelligen Bereich, und das Risiko, ob der Film wirklich gemacht oder nicht gemacht wird, liegt komplett auf den Schultern des Produzenten.

BF: Neben den Entwicklungskosten oder den Kosten einer Überschreitung trägt der Produzent auch das Risiko, falls er entscheidet, ein Projekt nicht fortzuführen...

UA: Ganz genau! Und das wird man nicht mal so eben entscheiden, wenn man schon 150.000 Euro an Entwicklungskosten investiert hat, denn eine Entwicklungskostenförderung bekommt man auch nicht zwangsläufig. Unter Umständen ist man gezwungen, ein halb fertiges Projekt, das sich dann auch nicht so schnell finanziert und weiter Kosten generiert, in den Markt zu schieben. Und was dann passiert, sehen wir an vielen Filmen, die beim Publikum nicht wirklich ankommen. Und das ist genau die Crux, dass wir produzieren müssen, gar nicht um uns bessere Gehälter zu bezahlen, sondern damit wir die Betriebe am Laufen halten und nächste Entwicklungsschritte machen können.

BF: Die Wahrnehmung ist eine andere. Danach werden zu viele Filme produziert, die zu wenig entwickelt sind und den Markt verstopfen...

JJ: Aber genau das sagen wir auch. Wenn wir uns darauf einigen, dass das eines unserer Probleme ist, dann muss man sich fragen, woran das liegt. Es liegt nach unserer gemeinsamen Analyse viel an den bestehenden Regularien. Es liegt daran, dass wir nicht genügend Geld in der Produktion verdienen, dass wir nicht genügend an unseren Erfolgen partizipieren und dass wir deswegen so viel wie möglich, so schnell wie möglich produzieren müssen, um überleben zu können. Das ist unsere Crux, und da müssen wir raus. Wir möchten in einem angemessenem Maße an einer Produktion verdienen können, so wie es unsere europäischen Kollegen auch tun - um bessere Filme machen zu können, um Investitionen tätigen zu können, um Filme mit mehr Sorgfalt betreuen zu können und evtl. auch mit mehr Manpower. Das wird zu besseren Filmen führen! Und hoffentlich auch zu weniger, weil der finanzielle Druck abgemildert wird.

BF: Wenn Sie schneller oder stärker an den Erlösen beteiligt werden wollen, müssten Sie dann nicht mit den Verleihern andere Verträge aushandeln?

UA: Das Problem ist die gesetzliche Regelung, die besagt, dass das Investment des Verleihers - ich sage das etwas sarkastisch - größere Bedeutung hat als das der Produzenten. Danach dürfen die Verleiher ihre Investitionen vor den Produzenten recoupen. Es sei denn, jemand kann durch seine Marktrelevanz darauf bestehen, dass fünf oder zehn Prozent aus dem Produzentenanteil direkt an ihn zurückgeführt werden. Bei der letzten FFG-Novelle haben wir für eine Korridorlösung von fünf oder besser zehn Prozent geworben, die aber abgelehnt wurde. Diese gesetzliche Lücke muss unbedingt geschlossen werden, weil ich finde, dass das Investment der Produzenten mindestens so risikoreich ist wie das der Verleiher. Dieses Problem wird auch in der Filmwirtschaft nicht verstanden. Deswegen haben VDFP und Produzentenallianz entschieden, es dem Verwaltungsrat der FFA gemeinsam näher zu bringen, denn es hat sich in den Diskussionen gezeigt, dass die Menschen in diesem Filmparlament gar nicht wissen, was bei uns ankommt und wie unser Geschäftsmodell durch diese Regelungen eingeschränkt wird. Gerade in einer Diskussion um mehr BKM-Mittel für die Kinobetreiber, damit sie ihre Immobilien marktgerecht erhalten können, werden die Diskussionen um die existentiellen Produzentennöte schon wieder an den Rand gedrängt.

JJ: Wir sitzen alle in einem Boot: die Kinobesitzer, die Filmverleiher, wir Produzenten und im Endeffekt auch die Kreativen. Wir haben in Deutschland gerade eine große Kinokrise. Wir verlieren unser Publikum. Wir brauchen die Kinos und natürlich auch die Kinos in der Fläche, keine Frage. Wir brauchen auch anständige P&A-Budgets, damit die Filme sichtbar gemacht werden - aber am Anfang stehen die Filme. Wir müssen uns alle gemeinsam überlegen, wie wir wieder die richtigen Impulse schaffen, damit die Filme gut entwickelt und gut ausgestattet sind, und wie ein Erfolg, wenn er denn erzielt wird, auch bei den Machern, den Produzenten und Kreativen ankommt. Wir müssen als gesamte Branche in einen offenen Dialog gehen.

BF: Die Kinos glauben, dass es zu viele Filme, also zu viele Produktionsmittel gibt, die man in Teilen für das Zukunftsprogramm Kino nutzen könnte...

UA: Das ist ja das Fatale in der Diskussion, die die Situation der Produktionswirtschaft verkennt. Auch FFA-Vorstand Peter Dinges vertrat die Ansicht auf einer Veranstaltung der CDU/CSU-Fraktion zur Kinoförderung Anfang Oktober, dass es 400 Mio. Euro Fördermittel für die Produktion gebe, was faktisch einfach nicht stimmt. Darum hat Janine recht: Wenn wir uns nicht zusammen an einen Tisch setzen und die augenblickliche "Kinokrise" analysieren, sondern uns gegenseitig die Butter vom Brot nehmen, dann ist diese Krise nicht zu bewältigen. Da gibt es ganz andere Player im Markt, die den Autoren so viel zahlen, dass sie sich darüber keine Gedanken mehr machen müssen. Und wenn die Kreativen das Interesse am Kinofilm verlieren, dann ist es um das Kulturgut Kinofilm geschehen. Ich darf übrigens daran erinnern, dass es keine fünf Jahre her ist, dass die gesamte Filmbranche, inklusive der Produzenten und der öffentlichen Hand, dazu beigetragen hat, dass die Kinos in Windeseile digitalisiert wurden. Das haben alle Beteiligten auch aus einer gewissen Solidarität abgeleitet. Fünf Jahre später schon wieder zu sagen, die Produzenten kriegen zu viel, und wir haben zu wenig, ist genau die Gefahr, auf die wir auch hinweisen wollen. Sicher gibt es zusammengenommen zu viele Filme, die nicht unbedingt ins Kino gehören, aber die sind nicht alle aus Deutschland und Europa sondern auch aus den USA.

JJ: Ich hoffe sehr, dass wir angesichts der Krise die Verteilungskämpfe ruhen lassen und gemeinsam zu einer Lösung kommen. Im Endeffekt ist ja einer unserer Vorschläge, weniger Filme zu produzieren. Nur dann brauchen wir die Möglichkeit, bessere Deckungsbeiträge zu erzielen, sonst kollabiert das gesamte System. Und wir dürfen nicht vergessen: Netflix, Amazon, alle drängen auf den Markt. Die neuen Player binden Kreative in immer stärkerem Maße: Schauspieler, Autoren, Regisseure. Wir hatten in diesem Spätsommer riesige Probleme, ein Team für einen Kinofilm zusammen zu stellen. Zum Teil binden sie Kreative exklusiv an sich. Das sind Kreative, die wir - auf jeden Fall für einen gewissen Zeitraum - für den Kinofilm verlieren. Und auch da sitzen wir alle im gleichen Boot. Jeder Kinobesitzer und jeder Verleiher möchte natürlich, dass die besten Kreativen in Deutschland Kinofilme machen. Niemand hat etwas dagegen, wenn einer auch mal eine Serie macht, aber wir alle lieben das Kino. Aber das heißt auch, dass die Leute anständig bezahlt werden müssen und am Erfolg partizipieren möchten.

BF: Ist der mittelständische Produzent ein Auslaufmodell?

UA: Wenn die Situation sich nicht gewaltig ändert, wird es sicherlich dazu führen, dass die unabhängigen Produzenten, die letztendlich die Kreativmotoren der deutschen Kinofilmwirtschaft sind, nicht weiter existieren können. Und meine Kollegen/innen, die exklusive Verbindungen zu größeren Verleihern haben, sehen das nicht anders, weil sie auch wissen, dass sie am Tropf hängen. Viele Kollegen/innen können inzwischen besser in anderen Bereichen Deckungsbeiträge erwirtschaften. Aber für den Kinofilm ist es fünf vor zwölf, auch was die Unabhängigkeit der Produzenten angeht.

JJ: Nicht der Produzent ist ein Auslaufmodell. Inhalte werden mehr denn je benötigt. Aber der KINO-Produzent könnte zum Auslaufmodell werden, wenn die Rahmenbedingungen nicht verbessert werden. Wenn das Ökosystem der Kinoproduktion es aus strukturellen Gründen nicht mehr leisten kann, alle Teilnehmer im Erfolgsfall zu beteiligen, bekommt das gesamte System ein Problem. Es wird ganz einfach eine große Umorientierung hin zu den neuen Playern geben.

BF: Es sollten also vorhandene Fördermittel auf weniger und erfolgsversprechendere Projekte allokiert und die Hersteller des Produkts besser kapitalisiert werden?

JJ: Tatsächlich wollen wir ein besseres Verständnis für unsere Situation erreichen. Wir stehen am Anfang der Entwicklungskette, bei uns entstehen die Projekte. Die Filmverleiher brauchen deutsche Filme, die Kinos brauchen deutsche Filme, und wir möchten sie gerne herstellen, nur wir möchten auch davon leben können, und wenn ein Film erfolgreich ist, möchten wir auch ein Stück vom Kuchen haben. Natürlich ist bei uns von "Toni Erdmann" Geld angekommen, aber nicht in dem Maße, wie das jeder erwartet. Als Maren Ade in einem Interview gesagt hat, dass wir bei "Toni Erdmann" nicht alle Fördermittel zurück zahlen werden können, hatte ich Interviewanfragen von sehr vielen branchenfremden Medien. Kann das sein, dass bei einem Film, der in Deutschland und auf der ganzen Welt so erfolgreich ist, nicht genügend Gelder bei den Produzenten ankommen? Alle denken, das wir jetzt Millionäre sind. Wir sind es aber nicht. Die bestehenden Regularien müssen dringend geändert werden, damit wir im Blick auf Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien in einer vergleichbaren Situation arbeiten können. Tatsächlich landen wir aber mit oder ohne Berücksichtigung des Eigenanteils abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Das Gespräch führte Ulrich Höcherl

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