Produzentenverband fordert zuverlässige und transparente TV-Programmbudgets für Kino-Koproduktionen

20.01.2020

Der Produzentenverband gratuliert ganz herzlich den Verbandsmitgliedern für die Auszeichnungen beim Bayerischen Filmpreis 2020:

Weydemann Bros. - Jonas und Jakob D. Weydemann (mit  kineo Filmproduktion):
Produktion, „Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt (ex aequo mit Lena Schömann, Constantin Film: „Das Perfekte Geheimnis“)

Sommerhaus Filmproduktion - Jochen Laube und Fabian Maubach:
Kinder- und Jugendfilm, „Als Hitler das Rosa Kaninchen stahl“ von Caroline Link

Flare Film - Katharina Bergfeld und Martin Heisler: 
Dokumentarfilm, „Walchensee Forever“ von Janna Ji Wonders

if… Productions - Ingo Fließ:
Beste Darstellerin Anne Ratte-Polle in „Es gilt das gesprochene Wort“ von İlker Çatak

Der innovative, anregende, vielfältige, publikumsstarke Kinofilm braucht ein funktionierendes Gesamtsystem, inkl. eines starken Engagements der TV-Sender. In diesem Sinne appellieren der Produzentenverband und die o.g. Gewinner des Bayerischen Filmpreises an die TV-Sender, zuverlässige und transparente Programmbudgets für Kino-Koproduktionen zur Verfügung zu stellen und sich damit auch finanziell klar zum Kinofilm zu bekennen. Durch Kino-Koproduktionen tragen TV-Sender zum Erhalt einer vielfältigen Kinolandschaft bei und stützen damit auch alle Filmschaffenden, die auch fürs Fernsehen arbeiten. Kino prägt Lebenswege, schafft Arbeitsplätze und ist ein wichtiges deutsches Kulturgut.

Christian Balz (Vorstandsmitglied des Produzentenverbandes):Nach langen Verhandlungen ist es dem Produzentenverband gemeinsam mit der Produzenten Allianz und dem Film- und Medienverband NRW im vergangenen Jahr gelungen, die Eckpunkte für Kino-Koproduktionen mit der ARD und dem ZDF neu zu definieren. Leider werden die damit verknüpften Erwartungen derzeit noch nicht erfüllt. Die Sender fahren ihr Engagement bei Kinofilmen zurück (siehe bspw. den aktuellen ARD Produzentenbericht) und kommen diesem wichtigen kulturellen Auftrag nur halbherzig nach. Es ist zu befürchten, dass die angekündigten Mediathekenoffensiven - für die die KEF nach derzeitigem Stand wohl keine zusätzliche Mittel genehmigen wird – zu Lasten des Kinofilms gehen. Angesichts der großartigen Erfolge unserer Kollegen im Zuschauermarkt und nun beim Bayerischen Filmpreis appellieren wir für zuverlässige und transparente TV-Programmbudgets für Kino-Koproduktionen.“  

Jakob und Jonas Weydemann (Weydemann Bros.): „Der Kinofilm hat in Deutschland zur Zeit einen schweren Stand und ist schon viel zu oft totgesagt worden. Da macht uns - und hoffentlich auch allen anderen Filmschaffenden - der überwältigende Zuschauererfolg von ‚Systemsprenger‘ richtig viel Mut. Ohne die tolle Zusammenarbeit mit dem ZDF (Redaktion Das kleine Fernsehspiel), wäre der Film so nicht möglich gewesen. Wir müssen an die Kraft des Kinos glauben und dürfen die Zuschauer nicht unterschätzen. Lasst uns alle noch mehr unerwartete, herausfordernde, radikale und persönliche Kinofilme machen!“

Jochen Laube und Fabian Maubach (Sommerhaus Filmproduktion): „Es gibt keinen anderen Ort wo E und U so ineinandergreifen wie im Kino. Das sollten wir und insbesondere die Sender statt als Problem endlich als Chance begreifen. Der Kinofilm ist nach wie vor das ideale und zeitgemäße Instrument, um ihrem Auftrag an Kulturvermittlung gerecht zu werden. Das gilt aufgrund des Rundfunkstaatsvertrags zwar besonders für die öffentlich-rechtlichen Sender, aber auch für die Privaten als Teil der freien Medien, die aufgrund ihrer wichtigen Rolle für unsere Demokratie auch einen besonderen Schutz genießen und brauchen.“ 

Martin Heisler (Flare Film): „Unser noch bestehendes System bringt Perlen hervor, dafür kämpfen wir immer wieder und mit Konstanz. ‚Walchensee Forever‘ konnte als Kino-Koproduktion nur mit der kräftigen Unterstützung des Bayerischen Rundfunks entstehen. Für die Realisierung solcher Produktionen ist ein starkes Engagement des öffentlich-rechtlichen TV auch in Zukunft unabdingbar. Ohne diese Partner wird es sonst keine Vielfalt mehr im deutschen Kino geben. Diese Vielfalt zu erhalten ist eine große Aufgabe, der wir uns nur gemeinsam stellen können.“

Ingo Fließ (if… Productions Film): „ARD und ZDF sind prädestiniert dafür, sich an die Spitze der inhaltlichen Innovation zu setzen, sie verfügen dafür über die Mittel und redaktionelle Kompetenz. Künstlerische Freiheit und gedankliche Unabhängigkeit lassen sich am besten in einem von Marktzwängen weitgehend befreiten System umsetzen. Warum also nicht dem Kinofilm Priorität geben? Kinofilme in all ihrer Vielfalt sind die perfekte Verkörperung des gesetzlich verankerten Kulturauftrags. Mal abgesehen davon, dass es also eine gewisse Pflicht zur Unterstützung des anspruchsvollen und engagierten Kinofilms gibt, ist es auch eine kulturelle und damit politische Notwendigkeit, heute mehr denn je.“

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Produzentenverband gratuliert seinen Mitgliedern zu 35 Nominierungen ihrer Filme für den Deutschen Filmpreis 2020

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